Sachsen: Selbst der Koalitionspartner findet diesen Polizeigesetzentwurf zu hart

Admin User
2 Min.
Ein weißer Polizeiwagen ist im Vordergrund geparkt, mit mehreren fahrenden Fahrzeugen auf der Straße dahinter, flankiert von Gras und Bäumen auf beiden Seiten in einer ländlichen Umgebung.

Sachsen: Selbst der Koalitionspartner findet diesen Polizeigesetzentwurf zu hart

Sachsen: Selbst der Koalitionspartner hält dieses Polizeigesetz für zu scharf

Vorspann: Verhaltensscanner, Gesichtserkennung, Filmaufnahmen in Autos: Die geplante Novelle des Sächsischen Polizeigesetzes enthält zahlreiche Verschärfungen. Nach harscher Kritik aus der Zivilgesellschaft distanziert sich nun auch der Koalitionspartner SPD von einigen Punkten des Entwurfs.

Veröffentlichungsdatum: 20. Dezember 2025, 07:00 Uhr MEZ

Ein geplanter Entwurf zur Reform des Sächsischen Polizeigesetzes stößt auf massiven Widerstand der SPD, des kleineren Partners in der Landesregierung. Die Partei äußert Bedenken gegen mehrere Maßnahmen, bezeichnet einige als zu hart und andere als Bedrohung für die Bürgerrechte. Ohne die Unterstützung der SPD erscheint die Zukunft des Gesetzesentwurfs nun ungewiss.

Die Hauptkritik der SPD richtet sich gegen den Einsatz von KI in der Polizeiarbeit. Die Partei lehnt Pläne für selbstlernende KI-Systeme in der Videoüberwachung ab, da diese persönliche Daten dauerhaft speichern könnten. Stattdessen schlägt sie den Einsatz vortrainierter KI vor, um Datenschutzrisiken zu minimieren. Zudem spricht sie sich gegen Echtzeit-Identifikation und -Verfolgung von Personen durch KI-gestützte Kameras aus.

Die Sozialdemokraten kritisieren auch die ausgeweiteten Überwachungsbefugnisse, darunter das Filmen in Fahrzeugen ohne konkreten Anlass sowie den Drohneneinsatz im öffentlichen Raum. Zwar befürworten sie einige Maßnahmen – etwa den Einsatz von Staatstrojanern zur Terrorismusbekämpfung –, bestehen jedoch darauf, dass diese nur bei unmittelbarer Gefahr angewendet werden dürfen. Ähnlich unterstützen sie den Einsatz von Tasern, fordern aber eine Beschränkung auf zwei Polizeidirektionen mit verbindlichen Evaluierungen und zeitlichen Begrenzungen.

Weitere Streitpunkte sind die Nutzung der Analysesoftware von Palantir, die die SPD wegen Datenschutzbedenken ablehnt, sowie die Forderung nach präziseren rechtlichen Definitionen. So soll der unscharfe Begriff „Vorfeldstraftat“ durch die klarere Formulierung „strafbewehrte Vorbereitungshandlung“ ersetzt werden. Zwar steht die SPD hinter Regelungen zu Drohnenabwehr und häuslicher Gewalt, zeigt sich jedoch skeptisch gegenüber dem Einsatz von Körperkameras in privaten Wohnungen.

Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht positioniert sich gegen den Entwurf und warnt vor einem Angriff auf die Bürgerrechte. Die Gruppe lehnt erweiterte Polizeibefugnisse ab, darunter präventive Ingewahrsamnahme und was sie als „überzogene Überwachungsmaßnahmen“ bezeichnet.

Die Haltung der SPD schwächt die Aussichten auf eine Verabschiedung des Gesetzes in seiner aktuellen Form. Da die CDU-SPD-Koalition in Sachsen nur über eine Minderheitsregierung verfügt, ist sie auf Stimmen aus der Opposition angewiesen. Ohne Kompromisse könnten zentrale Vorhaben – etwa KI-Überwachung und erweiterte Polizeibefugnisse – gestrichen oder deutlich abgemildert werden.