Sachsens Pflegestellen-System überfordert: Dringender Bedarf an Familien in Dresden und Chemnitz

Sachsens Pflegestellen-System überfordert: Dringender Bedarf an Familien in Dresden und Chemnitz
Sachsens Kinder- und Jugendhilfesystem steht unter massivem Druck. Laut der Diakonie, einem evangelischen Wohlfahrtsverband, leidet das Kinder- und Jugendhilfesystem in Sachsen unter extremen Belastungen – verursacht durch historisch hohe Kostendrucke. Besonders dringend werden Pflegefamilien in Städten wie Dresden und Chemnitz gesucht, wo die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteigt. In Chemnitz werden derzeit Pflegeeltern für 15 Kinder gesucht. Vier Familien stehen bereits in der engeren Auswahl, sechs weitere durchlaufen gerade Eignungsprüfungen. Der Pflegekinderdienst der Stadt bemüht sich um eine bestmögliche Passung zwischen Familien und Kindern, um langfristige Pflegeverhältnisse zu ermöglichen. In Dresden haben sich die Anforderungen an Pflegeeltern verschärft. Viele der zu vermittelnden Kinder zeigen 'gestörte Bindungsmuster', während leibliche Eltern oft mit Suchterkrankungen oder psychischen Problemen kämpfen. Trotz dieser Herausforderungen wirbt die Stadt aktiv um Pflegefamilien für 15 Mädchen und Jungen – mit Plakaten und Informationsveranstaltungen. Doch die Zahl der Bewerber, die bereit sind, ein Kind in Vollzeit aufzunehmen, sinkt. Selten werden dabei karitative Motive genannt. Das Problem beschränkt sich nicht auf Dresden und Chemnitz: Ganz Sachsen leidet unter einem akuten Mangel an Pflegefamilien. Jugendämter arbeiten am Limit und greifen oft erst ein, wenn ein Kind sofortiger Hilfe bedarf oder sich Krisen zuspitzen. Die Diakonie warnt, die Lage in der Kinder- und Jugendhilfe sei 'nicht gut' – beispiellose Kostendrucke destabilisierten das System. Aktuell leben in Dresden 412 Kinder in 348 Pflegefamilien; im vergangenen Jahr wurden rund neun Millionen Euro für die Vollzeitbetreuung aufgewendet. Um dem Mangel entgegenzuwirken, soll das Pflegegeld in Sachsen ab 2025 für Kinder bis sechs Jahre bei 1.178 Euro liegen und mit zunehmendem Alter steigen. Doch die Wohlfahrtsverbände appellieren an potenzielle Pflegeeltern, vor allem die Bedürfnisse der Kinder in den Blick zu nehmen – und betonen den dringenden Bedarf an mehr Familien, die Verantwortung übernehmen.



