Was wird aus den Warnungen von Holocaust-Überlebenden?

Was wird aus den Warnungen von Holocaust-Überlebenden? - Was wird aus den Warnungen von Holocaust-Überlebenden?
Was wird aus den Mahnungen der Holocaust-Überlebenden?
Was wird aus den Mahnungen der Holocaust-Überlebenden?
Was wird aus den Mahnungen der Holocaust-Überlebenden?
- Dezember 2025
Zum 100. Geburtstag warnt der Auschwitz-Überlebende Leon Weintraub eindringlich vor dem Aufstieg des rechtsextremen Fanatismus. In Łódź geboren, durchlitt er Deportation, Zwangsarbeit und Hungersnot, bevor er 1945 befreit wurde. Heute fürchtet er, die Geschichte könnte sich wiederholen, wenn der globale Extremismus ungebremst bleibt.
Seine Botschaft fällt in eine Zeit, in der Deutschland einen neuen Plan zur Modernisierung der Holocaust-Gedenkstätten verabschiedet hat – um die Erinnerungskultur in einer sich wandelnden Gesellschaft zu verankern.
Leon Weintraub war erst 19 Jahre alt, als er im April 1945 aus einem NS-Arbeitslager befreit wurde – mit nur noch 35 Kilogramm Körpergewicht. Sein Überleben folgte auf Jahre des Grauens: die Deportation nach Auschwitz, brutale Zwangsarbeit und den Verlust fast seiner gesamten Familie. Jahrzehnte später trägt er noch die Narben, doch sein Blick richtet sich nun auf die Zukunft.
Besonders die deutsche Rechtspopulisten-Partei AfD sieht Weintraub als gefährliche Kraft. Ihre Forderungen nach Massenabschiebungen und extremistische Rhetorik bedrohten nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt, warnt er. Doch seine Mahnung geht über die Politik hinaus: Er ruft die Gesellschaften auf, jedem Fanatismus entgegenzutreten, bevor er Wurzeln schlägt.
Seine Hoffnung setzt er auf die junge Generation. Über Initiativen wie den Verein Zweitzeugen (Zweite Zeugen) wird seine Geschichte in Schulen und Workshops weitergegeben, um zum Nachdenken anzuregen. Die Organisation will die Last für Überlebende und ihre Familien erleichtern, indem sie deren Zeugnisse an neue Generationen weitergibt.
Die Journalistin Susanne Siegert spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit Social Media verknüpft sie historische Berichte mit der Lebenswelt junger Menschen und zieht Parallelen zwischen den Verbrechen der Vergangenheit und heutiger Diskriminierung. Ihre Arbeit zeigt, wie persönliche Schicksale Gleichgültigkeit durchbrechen können.
Unterdessen hat die deutsche Politik Maßnahmen ergriffen, um das Gedenken an den Holocaust zu bewahren. Mitte November 2025 billigte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer einen neuen Bundesplan zur Modernisierung der Gedenkstätten. Die Strategie setzt auf die Erinnerung an die Shoah, passt sich aber gleichzeitig Herausforderungen wie dem digitalen Wandel und der abnehmenden Zahl lebender Zeitzeugen an. Internationale Partnerschaften – etwa mit der IHRA, EHRI und ENRS – sollen Archive und Bildungsprogramme sichern.
Yael Richler-Friedman, Bildungsdirektorin der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem, betont die Bedeutung von Empathie in der deutschen Erinnerungskultur. Nicht nur historische Fakten, sondern das Verständnis für das individuelle Leid der Opfer sei entscheidend, um künftige Gräueltaten zu verhindern. Der aktualisierte Gedenkstätten-Konzept spiegelt diesen Wandel wider: Bewahrung verbindet sich mit neuen Vermittlungsformen.
Weintraubs Leben umfasst ein Jahrhundert – von der NS-Schreckensherrschaft bis zu den politischen Spannungen der Gegenwart. Sein Appell richtet sich an junge Menschen, Pädagogen und Politiker gleichermaßen. Mit der geplanten Erneuerung der deutschen Gedenkstätten ist seine Botschaft klar: Erinnerung muss sich weiterentwickeln, um relevant zu bleiben – doch die Lehren der Vergangenheit dürfen nie in Vergessenheit geraten.
Der neue Bundesplan stellt sicher, dass Orte wie die Gedenkstätte Auschwitz zugänglich und wirkmächtig bleiben. Doch wie Weintraub betont, liegt die eigentliche Aufgabe darin, im Alltag Empathie und Wachsamkeit zu fördern.



