Chancenkarte floppt: Warum Fachkräfte trotz Reformen fernbleiben

Chancenkarte floppt: Warum Fachkräfte trotz Reformen fernbleiben

Teaser: Die neu geschaffenen Möglichkeiten zur Zuwanderung von Fachkräften werden bisher weniger genutzt als geplant.

Deutschland hat in den vergangenen Jahren mit umfassenden Reformen des Einwanderungsrechts versucht, mehr qualifizierte Arbeitskräfte ins Land zu holen. Die Bundesregierung führte neue Wege wie die Chancenkarte und die Erfahrungsroute ein, um die Anwerbung zu erleichtern und die Einreisevoraussetzungen zu vereinfachen. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt die Nachfrage deutlich hinter den Erwartungen zurück.

2023 reformierte Deutschland das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, um die Anwerbung ausländischer Talente zu vereinfachen. Die Änderungen umfassten längere Aufenthaltsgenehmigungen für Ausbildungen, gelockerte Alters- und Sprachvorgaben sowie schnellere digitale Visumverfahren. Zudem startete ein spezielles „Fokus Indien“-Programm mit 30 Maßnahmen, um Arbeitsvisa für indische Fachkräfte zu beschleunigen.

Regionale Einrichtungen wie das Welcome Center Sachsen-Anhalt unterstützten die Reformen mit Informationsveranstaltungen und Beratungen zu Jobs, Sprachkursen und der Anerkennung von Qualifikationen. Dennoch wurden bis November 2025 nur 17.489 Chancenkarten ausgestellt – weit unter dem angestrebten Jahresziel von 30.000. Die seit März 2024 aktive Erfahrungsroute verzeichnete sogar nur 838 erteilte Visa.

Kritiker führen die geringen Zahlen auf mangelnde Werbung und eine wenig einladende Atmosphäre zurück. Lamya Kaddor, die Fachkraft-Sprecherin der Grünen, sieht darin zentrale Hindernisse für den Erfolg der Programme.

Ziel der Reformen war es, Fachkräftemangel durch vereinfachte Zuwanderung zu bekämpfen. Doch die geringe Inanspruchnahme von Chancenkarte und Erfahrungsroute zeigt: Die Herausforderungen bleiben bestehen. Ohne gezieltere Ansprache und eine offene Willkommenskultur könnte die Wirkung der Politik begrenzt bleiben.