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Ein Mann singt in ein Mikrofon in die Mitte einer Gruppe von Menschen, mit Lichtern im Hintergrund.

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Allgegenwärtig in Bayern: Vor Weihnachten ist das Gedicht „Heilige Nacht“ des noch immer populären Antisemiten Ludwig Thoma nicht wegzudenken.

Ein neuer Vorstoß, Münchner Straßen und Schulen umzubenennen, die Ludwig Thoma ehren, ist erneut gescheitert. Der jüngste Versuch wurde von der AfD-Fraktion in einer Abstimmung des zuständigen Ausschusses blockiert. Thomass Erbe bleibt umstritten – nicht zuletzt wegen seiner antisemitischen Schriften, darunter das alljährlich vorgetragene Weihnachtsgedicht „Heilige Nacht“.

Ludwig Thomass Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1908 schildert, wie Joseph und Maria in Bethlehem vergeblich nach einer Herberge suchen und von Wirten abgewiesen werden. Trotz seiner festlichen Beliebtheit trägt der Text antisemitische Untertöne, die bei den jährlichen Rezitationen oft übergangen werden. Bayerische Zuhörer kennen die eingängigen, sich wiederholenden Strophen aus Weihnachts-Singkreisen, während Künstler wie Enrico de Paruta mit dem Werk noch immer ausverkaufte Säle in München, Ingolstadt und Regensburg füllen.

Thomass antisemitische Artikel für den „Miesbacher Anzeiger“ sind gut dokumentiert, doch sein Name prangt weiterhin auf zahlreichen Straßen und öffentlichen Gebäuden. Frühere Umbenennungsinitiativen scheiterten wiederholt an Widerstand aus der Kommunalpolitik. Diesmal setzte sich die AfD-Fraktion im Schulausschuss des Kreistags durch und verhinderte damit erneute Änderungen. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach sich gegen eine Umbenennung einer nach Thoma benannten Straße aus. Seine Haltung spiegelt eine weitverbreitete Zurückhaltung in Bayern wider, wo Thomass kultureller Einfluss oft die Debatten über seine vorurteilsbehafteten Ansichten überlagert.

Das gescheiterte Vorhaben bedeutet, dass Straßen und Schulen mit Thomass Namen vorerst unverändert bleiben. Sein Gedicht wird weiterhin jedes Weihnachten aufgeführt, während die Auseinandersetzung mit seinem Erbe ungelöst bleibt. Die zuständigen Behörden haben keine weiteren Pläne angekündigt, die Thematik erneut aufzugreifen.